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Typisch Oma, typisch Opa – neue Videoclips auf youtube

Großelternbrief Nr. 27

Zitat: Das Perfekte ist der Feind des Guten.
Nein, ich bin nicht perfekt. Mein Mantel ist manchmal falsch zugeknöpft und ich laufe so in der Öffentlichkeit herum. Offene Reißverschlüsse an der falschen Stelle bringen mich in peinliche Situationen. Auf unserm Teppich liegen Krümel, in den Bücherregalen Staub. Alles andere als perfekt, oder? Wenn Sie mich manchmal so reden hören könnten, ein krasser Gegensatz zu meinem Geschriebenen. Ich bin nicht perfekt – und wäre es doch so gerne! Ich bewundere Großmütter, die stets adrett gekleidet sind, innere Ruhe ausstrahlen und anscheinend mühelos ihre Enkelkinder handhaben. Deren Wohnung aufgeräumt sind und die einen ganz entspannten Eindruck machen. In meinen Augen bewundernswerte, perfekte Menschen.
Eigenschaften, die uns im Vergleich mit andern fehlen, überhöhen wir gerne. Schneller den Haushalt bewältigen, und wir wären perfekt. Besser die Gemeinheiten des Nachbarn parieren zu können, und wir wären perfekt. Nicht zu vergessen, die finanziellen Gegebenheit, ein bisschen mehr auf dem Konto, vielleicht auch ein Lottogewinn – und alles wäre perfekt?
Wir merken es spätestens jetzt: Perfektion bedeutet für jeden etwas anderes. Für die einen ist es die aufgeräumte Küche, die andern der Sprung auf der Karierreleiter, wieder andere wünschen sich Partnerschaft und Familie in Perfektion. Würde man sie bitten, konkret zu bennen, was genau denn hierbei perfekt sein sollte, kämen sie wohl ins Stottern. Einen Partner, eine Partnerin, die uns vollkommen versteht, Kinder und Enkel, mit denen wir uns vollkommen verstehen, oder so ähnlich. Der Maßstab, den wir hierbei zugrunde legen ist aber, und das müssen wir in solchem Falle ehrlich eingestehen, kein objektiver. Sondern ein sehr persönlicher. Ich möchte, dass meine Familie nach meiner Pfeife tanzt, das tut, was mir zu meinem persönlichen Glück zu fehlen scheint, sich vollkommen nach mir und meinen Bedürfnissen richtet. Wäre das Ihre Definition von Perfektion?
Bedenken Sie, dass die meisten Weiterentwicklungen aus Misserfolgen, sprich, Fehlern, entstanden sind. Durch Probieren und Verwerfen und den richtigen Schlüssen, woraus ein großes Maß an Beharrlichkeit und Durchsetzungsvermögen entstehen kann. Durch Fehler und Misserfolg zum Erfolg zu kommen und zu begreifen: Fehler gehören dazu, Fehler müssen sein, Fehler zu machen ist wichtig für die Entwicklung in jedem Alter. Denn: Aus Fehlern lernt man, wie der Volksmund schon richtig sagt. Wer kennt nicht das Gefühl der Ohnmacht, nachdem man versehentlich auf der Computertastatur die Löschtaste gedrückt hat? Für gewöhnlich unterlaufen einem solche Kardinalfehler wirklich nur ein einziges Mal. Weil wir aus Schaden doch klug geworden sind.
Verkneifen Sie es sich, liebe Großeltern, den Enkeln einzureden: Das kannst du noch nicht, wenn sie sich (altersgerecht, versteht sich) an verschiedenen Aufgaben mühen. Einen Knopf anzunähen erfordert Übung, Staubsaugen will auch erlernt sein. Ganz zu schweigen vom Umgang mit dem Kochherd. Kalkulieren wir also ein, dass die Knöpfe beim ersten Mal nicht an der richtigen Stelle sitzen, und wir nach dem Staubsaugen einen Hauslatschen aus dem Rohr ziehen, oder den total eingebrannten Topfboden einer Sonderbehandlung unterziehen müssen, nachdem der Enkel versucht hat, Pudding zu kochen. Wer gnädig Fehler seines Umfeldes toleriert, wird bald erleben, dass solche Großzügigkeit nicht ohne Folgen bleibt. Man wird auch Ihnen und Ihren Fehlern gegenüber nachsichtig sein. Bei diesem Geben und Nehmen pfeifen wir doch gerne auf Perfektion.
Einen entspannten Umgang mit Ihren Enkeln
wünschen Ihnen
Marianne und Reinhard Kopp

Großelternbrief Nr. 26

Zitat: Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen – nein: unserer Enkelkinder! Bertha Freifrau von Suttner

Liebe Großeltern,
mit anderen Worten: Nicht für die Vorfahren, für die Nachfahren leben wir. Stellen Sie sich vor, Ihre Erbtante Amanda legt Ihnen bei Ihrem Ableben Dackeldame Elli ans Herz. Nun ist dieser Hund aber ein ziemlich giftiges Vieh, verwöhnt und aggressiv bis zum Gehtnichtmehr. Besonders, wenn Kinder in der Nähe sind. Warum Erbtante Amanda diesen Köter dennoch vergötterte, das Geheimnis hat sie mit ins Grab genommen. Nun also ist die Hundeleine an Sie gegangen. Gassigehen ist gesund und entspannend, nicht nur für den Hund, jedoch wenn Sie mit einer dermaßen verzogenen Töle unterwegs sein müssen, der blanke Horror. Die Enkelkinder werden schon von weitem mit Knurren und Wüten empfangen. Und kaum treten sie über die Schwelle, entpuppt sich Elli auch noch als Wadenbeißer. Also muss etwas geschehen. Vielleicht machen Sie sich Vorwürfe: Bin ich als Hundehalter ungeeignet, sollte ich eine Hundeschule besuchen oder einen Tierpsychologen konsultieren? Die Kinder drängen Sie, diesen verrückten Dackel ins Tierheim zu bringen oder einer Vertrauensperson zu übereignen. Es gäbe wirklich Leute, die damit umgehen könnten. Obwohl die Kinder Recht haben, schwanken Sie sehr. Schließlich haben Sie Erbtante Amanda auf dem Sterbebett ein Versprechen gegeben, was Sie inzwischen sehr leichtfertig finden. Aber darf Tante Amanda auf diese Weise über die nächsten Jahre Ihres Lebens bestimmen? Wer konnte auch ahnen, welche Trageweite so ein Versprechen haben und Sie vor die Entscheidung Hund oder Enkel stellen würde?
Meistens handelt es sich ja um ein ganz anderes Erbe, als einen Hund. Wir meinen nicht Haus und Hof, Auto oder Bankkonto. Sondern das, was wir ideelles Erbe nennen: eine Familienphilosophie, ein geistiges Erbe, besondere Fähigkeiten.
Wenn der Erbe eines Familienunternehmens sich entschließt, seine weiteren Tage anstatt im Chefbüro zu verbringen, als selbstversorgender Schafhirte durch die Lande zu ziehen, dann mag das zunächst als harter Bruch mit der Familientradition und fast als Verrat derselben anmuten. Undankbarkeit wird man ihm unterschieben und Verantwortungslosigkeit dazu. Aussteigertum wird heutzutage von der Gesellschaft noch immer naserümpfend beobachtet. Aber vielleicht tut dieser Mensch ja genau das Richtige, denn die Ressourcen auf unserm Planeten sind bekanntlich endlich. Jemand, der sich ernsthaft Gedanken um die nächsten Generationen macht, wird unpopuläre Entscheidungen treffen und den Bruch mit überlieferten Familienansichten riskieren. Nicht, weil wir unsere Vorfahren nachträglich zu Versagern und Dummköpfen stempeln wollen. Ganz bestimmt nicht, denn Ehre, wem Ehre gebührt! Doch eingedenk der Tatsache, dass sich die Erde immer weiter dreht, das Leben in den letzten Jahren eine dermaßen rasante Entwicklung genommen hat, dass einem ganz schwindlig werden könnte, müssen wir dran bleiben, sonst verlieren wir den Anschluss und setzen auf diese Weise das aufs Spiel, was unsere Vorfahren uns hinterlassen haben.
Einen entspannten Umgang mit Ihren Enkeln
Wünschen Marianne und Reinhard Kopp

Großelternbrief Nr. 25

Zitat: Nach jedem Besuch bei Oma und Opa ist das Kind erziehungstechnisch auf Werkseinstellung zurückgesetzt. (gefunden bei Pinterest)

Liebe Großeltern,
Es ist nun bald zweihundert Jahre her, da waren Großeltern eine ganz besondere Spezies. Weil sie, außer Sterben nichts mehr vorhatten, verwöhnten sie die Enkel nach Strich und Faden. Man gönnte sich ja sonst nichts. Alte Leute als ins Gegenteil-Verkehrer. Regeln, auf deren Einhaltung sie noch bis vor ein paar Jahren bestanden hatten, wurden dabei ignoriert.

Heutige Großeltern haben meistens gar nicht die Zeit, erziehungstechnisch bei den Enkeln ein Desaster anzurichten. Denn heutige Großeltern sind verantwortungsbewusste Menschen, die aus Liebe zu den Enkeln nicht wirklich über die Stränge schlagen. Wir wissen, was Zucker in kleinen Milchzähnen anrichten kann, also werden wir den Süßigkeitenkonsum unserer Enkel reduzieren helfen. Wir kennen ebenso die Wirkung unbegrenzten Fernsehkonsums und beschäftigen uns deshalb lieber selber mit den Kleinen, basteln oder spielen.
Obwohl, wenn es um Geschenke zu Weihnachten, Ostern oder zum Geburtstag geht, kann der Einzelhandel, dank Großeltern, jährlich ein saftiges Plus verkünden. Was das anbelangt, werden Großeltern oft hemmungslos. Hemmungsloses Verwöhnen, glauben viele Großeltern, gehöre bei solchen Festen dazu. Ist sozusagen die Jobbeschreibung für Oma und Opa. Obwohl sich manche da auch nicht mehr ganz sicher sind. Aber bevor sie etwas falsch machen, verwöhnen sie dann doch lieber. Kann ja nicht schaden. Damit kein falscher Verdacht aufkommt: Auch wir verwöhnen unsere Enkel gerne. Aber nicht durch Maßlosigkeit und Inkonsequenz. Maßlosigkeit schadet und Inkonsequenz auch.

Wenn Verwöhnen für Sie bedeutet, dass der Dreizehnjährige bei Ihnen auf Seiten surfen darf, die nur für Erwachsene bestimmt sind, haben Sie etwas falsch verstanden. Verwöhnen ist zum Verstärken des Enkelkindes gedacht, als Entspannung und Stütze in einem. Als Urlaub vom Alltag, als kleine Auszeit vom Schulstress. Als Trost und Hilfe. Und nicht zur Selbstverherrlichung der Großeltern, als Zurschaustellung ihrer Gönnerhaftigkeit. Als Präsentation finanzieller Stärke.

Darum, verwöhnen Sie, aber mit Augenmaß und Verantwortung. Der Verdacht, man könnte Sie weniger lieben, wenn Sie die Enkel nicht mit Geschenken zuschütten, ist meistens unbegründet. Weil den meisten jungen Menschen inzwischen mehr an Beziehung gelegen ist, als an Materiellem. Und wenn Sie sich statt auf Berge von Geschenken auf Emotionen, wie Akzeptanz, Toleranz, Respekt und ein riesiges Maß an Liebe verlegen, können Sie Ihren Verwöhntrieb auf diese Weise unbegrenzt ausleben ohne einen Cent auszugeben. Einzelhandelsbilanz hin oder her.
Einen entspannten Umgang mit den Enkeln
wünschen Ihnen
Marianne und Reinhard Kopp